Sonntag, 8. März 2015

Matthew E. White - Fresh blood

Philip Seymour Hoffman und Matthew E. White haben sich nie getroffen und dennoch beginnt der 32-Jährige seinen Song "Tranquility" mit den Worten "Goodbye old friend." White kannte den mit gerade mal 46 Jahren verstorbenen Oscar-Gewinner aus seinen unzähligen Darbietungen im Film. Als die Nachricht von Hoffmans Tod im Februar 2014 die Runde machte, rekapitulierte Whites geistiges Auge dessen facettenreiches Spiel, den Wechsel von Blockbuster zu Kleinproduktion – und das all dies endete mit dem Konsum eines Drogencocktails. Folglich übergoss der in Virginia beheimatete White "Tranquility" mit helldunkler Farbe: Finster sägt eine Gitarre auf die Zeile "We feel no bitterness" und gülden schimmert der finale countryeske Moment "Rid my heart of all that resists tranquility."
Wie im bereits genannten Track repetiert der Songwriter White ihm wichtige Kern-Botschaften oder inhaltsspezifische Wendungen. So beschließt die großartige Dauerklimax "Holy moly", deren zunehmende Energie nur ein Fade-Ende gerecht werden konnte, mit den Worten "I will not fear anymore." Aufkeimende Hoffnung, neuer Lebensmut als Perspektive. Und weshalb? Vorausgegangen ist eine Geschichte über sexuellen Missbrauch in der Kirche und verschiedene Etappen des Verarbeitungsprozesses: "You drank ruin, I drink wine / And it's okay / Are we healed in the end or will we all die unhealed?" White steigert sich parallel textlich aus der Introvertierheit zu Pianotönen in eine für ihn schon auffällige Wut, während der Gospel-Chor mehrstimmig bestärkend eingreift.